Artikel von Ute, 27. Juli 2017 Verarbeitung traumatischer Geburten

 

Wenn der Kaiserschnitt seelische Narben hinterläßt: Ein Interview mit Judith Raunig

Auszug

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Ute: Ich habe von Frauen gehört, die auch bei Psychologen mit ihren Erlebnissen auf Unverständnis gestoßen sind. Teilweise herrscht ja auch dort immer noch das Vorurteil, daß der Traumabegriff zu weit gefasst ist und „Geburt“ als Ereignis nicht als traumatisch erlebt werden kann. Woran erkenne ich einen guten Therapeuten?

Judith Raunig: Ja, das habe ich auch immer wieder gehört und es schockiert mich zutiefst. Leider haben auch einige TherapeutInnen oder PsychologInnen nicht das nötige Wissen über Psychotraumatologie. Ein Ereignis ist NIE per se traumatisch- traumatisch ist, was sich in der Person als Reaktion ereignet. Ich kann also als Frau auch von einem- objektiv betrachtet „harmlosen“ Vorfall rund um die Geburt traumatisiert sein, wenn gewissen Faktoren zusammen kommen. Das bedeutet in weiterer Folge, dass Traumatisierung etwas individuelles ist und theoretisch immer stattfinden kann- bei einem Hundebiss, Zahnarztbesuch, Autounfall oder bei einer Geburt…

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